Mietpreisbremse: Lösung oder Illusion? Eine kritische Betrachtung der deutschen Wohnungspolitik

Mietpreisbremse: Lösung oder Illusion? Eine kritische Betrachtung der deutschen Wohnungspolitik

Die Woh­nungs­märk­te in vie­len deut­schen Städ­ten ste­hen seit Jah­ren unter Druck. Hohe Nach­fra­ge trifft auf zu wenig Ange­bot – die Fol­ge sind stei­gen­de Mie­ten, vor allem in Bal­lungs­zen­tren wie Ber­lin, Mün­chen oder Frank­furt. In die­ser ange­spann­ten Lage wur­de die Miet­preis­brem­se als poli­ti­sches Instru­ment ein­ge­führt, um den Miet­an­stieg zu regu­lie­ren. Doch funk­tio­niert die­ses Kon­zept wirk­lich? Oder ist die Miet­preis­brem­se eher ein gut gemein­ter Ansatz ohne nach­hal­ti­ge Wir­kung?

Was steckt hinter der Mietpreisbremse?

Die Miet­preis­brem­se wur­de 2015 ein­ge­führt und rich­tet sich an soge­nann­te „ange­spann­te Woh­nungs­märk­te“. Sie besagt, dass bei einer Neu­ver­mie­tung die Mie­te nicht mehr als 10 % über der orts­üb­li­chen Ver­gleichs­mie­te lie­gen darf – zumin­dest in Städ­ten, in denen die Rege­lung offi­zi­ell gilt. Neu­bau­ten und umfas­send moder­ni­sier­te Woh­nun­gen sind aller­dings von die­ser Rege­lung aus­ge­nom­men, was bereits ers­te Kri­tik­punk­te auf­wirft.

Im Jahr 2024 wur­de beschlos­sen, die­se Maß­nah­me um wei­te­re vier Jah­re zu ver­län­gern – bis min­des­tens 2029. Das Ziel bleibt gleich: Mie­ter schüt­zen, Miet­ex­plo­sio­nen ver­hin­dern, Wohn­raum erschwing­lich hal­ten. Doch die Pra­xis zeigt ein dif­fe­ren­zier­te­res Bild.

Warum die Mietpreisbremse oft an ihre Grenzen stößt

Trotz aller poli­ti­schen Bemü­hun­gen gibt es zahl­rei­che Her­aus­for­de­run­gen, die das Gesetz nur bedingt lösen kann. In der Rea­li­tät sto­ßen Mie­ter wie Ver­mie­ter regel­mä­ßig auf Grau­zo­nen, Unklar­hei­ten oder sogar Umge­hungs­stra­te­gien.

Zu den zen­tra­len Pro­ble­men gehö­ren:

  • Schlupf­lö­cher für Ver­mie­ter: Durch Moder­ni­sie­run­gen oder Umwand­lun­gen in Eigen­tums­woh­nun­gen umge­hen vie­le Eigen­tü­mer die Miet­preis­brem­se ganz legal.
  • Feh­len­de Trans­pa­renz: Die orts­üb­li­che Ver­gleichs­mie­te ist nicht immer leicht zu ermit­teln – beson­ders in Städ­ten ohne offi­zi­el­len Miet­spie­gel.
  • Inves­ti­ti­ons­hemm­nis­se: Für Inves­to­ren sinkt durch die Miet­de­cke­lung die Attrak­ti­vi­tät neu­er Bau­pro­jek­te, was das Wohn­raum­an­ge­bot zusätz­lich ver­knap­pen kann.

Die­se Fak­to­ren füh­ren dazu, dass die Miet­preis­brem­se zwar auf dem Papier exis­tiert, aber in der Pra­xis oft wir­kungs­los bleibt oder sogar kon­tra­pro­duk­ti­ve Effek­te erzeugt.

Die gesellschaftliche Debatte – was spricht für, was gegen die Mietpreisbremse?

Wie bei vie­len poli­ti­schen Instru­men­ten gibt es auch zur Miet­preis­brem­se unter­schied­li­che Mei­nun­gen. Befür­wor­ter loben sie als not­wen­di­ge Maß­nah­me zum Schutz der Mie­ter, wäh­rend Kri­ti­ker sie als Sym­bol­po­li­tik ohne ech­te Wir­kung sehen.

Pro Miet­preis­brem­se:

  • Sofor­ti­ge Begren­zung von Miet­stei­ge­run­gen bei Neu­ver­mie­tun­gen
  • Signal­wir­kung: Der Gesetz­ge­ber zeigt, dass er die Miet­ent­wick­lung nicht ein­fach hin­nimmt
  • Ent­las­tung für Haus­hal­te mit gerin­gem Ein­kom­men in gefrag­ten Städ­ten

Con­tra Miet­preis­brem­se:

  • Kei­ne Lösung für das grund­sätz­li­che Pro­blem des Wohn­raum­man­gels
  • Ver­drängt Inves­to­ren aus dem Miet­woh­nungs­bau
  • Man­gel­haf­te Kon­trol­le und Durch­set­zung in der Pra­xis

Die­se Debat­te zeigt deut­lich: Die Miet­preis­brem­se ist kein All­heil­mit­tel, son­dern ledig­lich ein Puz­zle­stück in einer kom­ple­xen Woh­nungs­markt­po­li­tik.

Was wäre eine langfristige Lösung?

Wer den Woh­nungs­markt wirk­lich ent­las­ten will, muss tie­fer anset­zen. Die Miet­preis­brem­se kann nur dann Wir­kung zei­gen, wenn sie Teil einer umfas­sen­den Stra­te­gie ist, die Ange­bot und Nach­fra­ge wie­der ins Gleich­ge­wicht bringt.

Dazu gehö­ren unter ande­rem:

  • För­de­rung des sozia­len Woh­nungs­baus: Mehr öffent­lich geför­der­te Woh­nun­gen schaf­fen ech­te Alter­na­ti­ven für Haus­hal­te mit nied­ri­ge­rem Ein­kom­men.
  • Bau­rechts­re­for­men: Weni­ger Büro­kra­tie beim Bau neu­er Woh­nun­gen kann Inves­to­ren wie­der anlo­cken.
  • Kom­bi­na­ti­on aus Mie­ter­schutz und Inves­ti­ti­ons­an­rei­zen: Nur wenn sich bei­de Sei­ten – Mie­ter und Ver­mie­ter – fair behan­delt füh­len, ent­steht ein nach­hal­ti­ges Gleich­ge­wicht.

Ein funk­tio­nie­ren­der Woh­nungs­markt braucht kei­ne ideo­lo­gi­schen Gra­ben­kämp­fe, son­dern klu­ge, lang­fris­ti­ge Kon­zep­te, die sich an rea­len Bedürf­nis­sen ori­en­tie­ren.

Fazit: Mietpreisbremse als Teil einer größeren Lösung

Die Miet­preis­brem­se ist in ihrer Wir­kung begrenzt, aber nicht nutz­los. Sie kann kurz­fris­tig für Ent­las­tung sor­gen und beson­ders in stark über­hitz­ten Märk­ten eine wich­ti­ge Signal­wir­kung ent­fal­ten. Doch wer glaubt, damit allein den Woh­nungs­markt zu sta­bi­li­sie­ren, ver­kennt die Kom­ple­xi­tät des Pro­blems.

Lang­fris­tig kommt es auf ein Zusam­men­spiel vie­ler Maß­nah­men an – von steu­er­li­chen Anrei­zen über Bau­land­er­schlie­ßung bis hin zu geziel­ter sozia­ler Wohn­raum­för­de­rung. Nur so lässt sich das Woh­nungs­pro­blem in Deutsch­land nach­hal­tig lösen.